Im Radio verkündet der Sprecher das endliche Amtsergebnis. Ein Freudscher Versprecher par excellence. Die Neuzeit ist dermassen uneindeutig, dass ich mich nach dem Konsum von Nachrichtensendungen erst einmal wieder zu einer Geistesklarheit durchringen muss. Auf meiner Geburtstagsfeier ist der Dreijährige stark irritiert, weil der immer höher werdende Geschenkeberg nicht für ihn bestimmt ist. Ich erkläre ihm, dass jeder Mensch einmal im Jahr Geburtstag hat und ich eben heute Geburtstag hätte und seiner ja schon gewesen wäre, aber, daß er nächstes Jahr wieder Geburtstag hätte. Er schüttelt erschüttert seinen runden Kopf. Heute dann eine Nachricht vom Vater des Kindes, er feiere ab jetzt einmal im Monat seinen Geburtstag. Ob ich auch käme. Es sei so eine Art Kunstaktion. Ich versetze mich in den Dreijährigen…..Erwachsene spinnen einfach. Ein Philosoph gratulierte mir zum Geburtstag und wünscht mir dabei das größtmögliche Ausmaß an Salubrität. Ich hätte doch Latein gehabt, sagte er als ich stutze. Jaja, sag ich, doch in meinem Lateinheft hätte ich lediglich die Bands, die ich gut gefunden hätte notiert. Und die Jungs, die gut ausgesehen hätten und die, die nett gewesen wären aber auch die, die beides gewesen wären und in einer Spalte hätte ich auch die, die mein Vater als Schwiegersohn gut gefunden hätte notiert. Bzw. den einen… den Rothschild. Der kluge Bekannte lacht dann und ich bekam einen Alkohol nach dem anderen geschenkt, dabei trinke ich gar nicht. Ich musste unweigerlich an Gerhard Polt denken und seinen Sketsch, der in der Kneipe spielt und wo er als betrunkener Mann zwei von ihm komplett abgestresste Jugendliche mit Anekdoten aus seinem Leben nervt und sie unbedingt zum Schnapstrinken animieren will. Als er dem jüngeren der beiden einen Schnaps zuschiebt lehnt der dann auch in seinem wunderbaren Bayrisch ab: Noo, i moog kaan Schnoops!“ Worauf Polt mehr deprimiert als fröhlich lacht und fragt, ob er denn lieber einen Buttermilch wolle. Anscheinend sagt man in Bayern das Buttermilch. Wie auch der Österreicher „das Mail“ sagt. Nach dem Geburtstag kommen wie immer die Vorsätze. Einer ist klar, ich möchte im neuen Jahr keine Anhängerin der Arbeitsscheuenzentrale mehr sein. Ich lese just in diesem Moment eine Notiz in einem meiner unzähligen Notizbücher, die ich manisch vollgeschrieben habe: (leider habe ich vergessen den Autor des Satzes, der mir sehr sehr gut gefällt, dazuzuschreiben): Das Glück im Winkel hat viele Ecken an denen man sich notgedrungen stoßen muss. Es muss jemand gewesen sein, der viele Beulen hatte. Das Kanapee lacht mich dann an, ich soll mich auf es legen, ruft es. Wie schon wieder Pause machen? Frag ich. Warum nicht.
© Bettie I. Alfred, 27.9.2021