Im Radio sagt jemand, dass eine bekannte Designerin auch die Gruppe Sex Pistols eingekleidet hätte. Ich bekomme das im Kopf einfach nicht zusammen. Punker und Designerkleidung. Dann gehe ich auf meine Lieblingsbank. Sie steht direkt mit Blick auf ein Tal. Manchmal ist kein Mensch zu sehen, weil ich den Ausschnitt so geschickt wähle, dass ich die Störenfriede ausblende. Dann beginne ich die Bäume zu zählen, die direkt auf der Wiese stehen. Dann die, die um die Wiese herum stehen. Ständig verzähle ich mich und muss neu anfangen. Dann gucke ich in die Brennesseln. Man kann die Samen sammeln, mahlen und daraus Kuchen backen. Er schmeckt nussig. Ich habe das mal gemacht. Sogar der Mitbewohner, der genusstechnisch keine Experimente mag, hat alles aufgegessen. Heute ist fürchterlich schönes Wetter. Ich habe den Eindruck, wenn ich heute die Stadt nicht verlasse, werde ich sie nie verlassen. Wieder zuhause, die Wohnung ist unordentlich. Ich muss das dann mal aushalten, denn das zwanghafte Ordnung machen lasse ich für eine Woche mal sein. Habe das Gefühl das Aufgeräume ist sowieso nur eine Ersatzhandlung für mein inneres Chaos. Ich versuche es also dann mit äusserem Chaos. Vielleicht geht das innerliche dann weg. Blättere dann im Notizbuch von 2017. Es ist das beste das ich je schrieb. So viele Einfälle und Ideen sind darin gebannt. Schade, dass man die Zeit nicht zurück zappen kann. Ich entdecke ein Zitat: Mr. Thompsons prämorbide Persönlichkeit war die eines New Yorker Taxifahrers. Prämorbide, ein schönes Wort. Die Persönlichkeit, die man vor einer Krankheit hatte, die nennt man in Fachkreisen die prämorbide Persönlichkeit. Schade, es steht wie so oft nicht dabei woher das Zitat stammt. Im Oktober haben viele Menschen Geburtstag. In einem alten Kalender steht sogar mein Lateinlehrer drin. Als Lehrerkind hatte ich schon immer grosse Emphatie für Lehrer. Sie leider nicht für mich. Latein 6.
© Bettie I. Alfred, 2.10.2021