Der Verkauf eines alten ausziehbaren Mehrpersonenmassivholztisches (man fand ihn einmal bei einem Kurzurlaub in Mekpom auf einem landesüblichen Sperrmüll, der Vorbesitzer hatte mit der Schreibmaschine sogar eine Anleitung für die korrekte Handhabung beim Ausziehen geschrieben und unter die Platte geklebt und der Tisch wirkte auf mich so gleich noch wertvoller, denn das Papier war vergilbt und das ganze mutete dadurch, auf mich zumindest, „historisch“ an) an ein junges Paar mit Mütze, macht mich gerade ungemein froh. Nicht wegen des Geldes, denn das Geld ist nicht das, was mich dabei froh macht, wobei es natürlich ungeheuer beruhigt es nun zu haben, sondern, weil ich mich daran erinnere wie sehr mich so ein Möbelkauf selbst einmal sehr glücklich gemacht hat. Ich schaue dem Paar deshalb noch lange hinterher, denn die Erinnerung an meine jungen Jahre als Möbelkäuferin, wird umso intensiver desto länger ich ihnen beim Tragen zu sehe (sie tragen den Tisch die lange Strasse hinunter, bis ich sie nicht mehr sehen kann und vermutlich noch weiter). Wie immer, wenn ich etwas verkauft habe, egal, ob dadurch viel Platz in der übervollen Bude entsteht oder wenig bis gar keiner, bin ich dann nach dem Glücklichsein plötzlich wehmütig, denn ich denke unwillkürlich darüber nach, wie oft man an diesem Tisch (übrigens einer von sieben) gesessen und gegessen oder gesessen und getrunken hat. Ein anstrengendes Sitzen war es gewesen, da er, der Tisch, einen Tick zu niedrig war, um sich voll und ganz entspannt dem Schmausen (beinhaltet auch das Trinken) hinzugeben. Die komplett abgewetzte Platte, für die ich mich ein wenig vor dem Paar schämte, ich hatte gestern Abend noch versucht mit einem veralteten, aber schön nach Marzipan duftenden, Holzpflegemittel einen bessern Teint hinzubekommen, fand das Paar dann ganz unvorhergesehen „besonders schön“. Ich erinnerte mich dann in diesem Moment, wo die beiden das sagten, daran, dass heutzutage alles anders ist. Anders, als damals, wo ich Möbel kaufte. Wir sagten (und man ging dabei extra mit der Stimmlage leicht nach unten) „ganz schön abgewetzt“, um den Preis, der einem immer, egal wie niedrig, zu hoch war, zu drücken. Heute hatte ich dann das Gefühl, dass ich den Preis gerade durch das verheimlichte wackelige vierte Bein, noch mehr in die Höhe hätte treiben können. Aber wie schon gesagt, Geld ist nicht alles. Gestern Abend, nachdem ich die Holzkur in den Tisch einmassiert hatte, schaute ich dann passenderweise einen Film wo ein junges Paar heiratet und es anschließend, trotz Liebe, nicht zum Akt kommt und das ganze Dorf (England in den 50ern) deshalb mit dem Finger auf den jungen Mann und sogar auf die junge Frau zeigt. Die Musik zum Film hat kein Geringerer als Paul McCartney gemacht, was mich wunderte, da sie wie die typische Kitschgeigenmusik à la Hollywood klang. Es waren es wohl lediglich seine Anfänge gewesen. Schaue ich auf meine Anfänge, erfüllen mich diese ja auch nicht gerade mit Stolz. Ich zeichnete damals ein Strichmännchencartoon, wo ein Paar sich andauernd aufhängen will, weil alles ebenfalls andauernd, in ihrem Leben, schief geht. Im Film, den ich im Original guckte, weil im Untertitelbereich nichts zum Anklicken erschien, verstehe ich das meiste an den Dialogen dann rein intuitiv, aber nicht wörtlich. Einmal verstehe ich allerdings das Wort Ellbowgame und muss lachen. Der Vater fordert den Jungen nach dessen Hochzeit nämlich zum Armdrücken wie es der Deutsche eher primitiv benennt, auf. Der Begriff Ellbowgame ist wunderschön dagegen. Heute ist übrigens mal wieder grauenhaft schönes Wetter. Man sollte hinausgehen und tief einatmen.
© Bettie I. Alfred, 16.10.2021