Im nächsten Leben

Der Vater läuft ohne Gips ums Bein, trotzdem dieses brach, wie ein Marabu, sehr langsam und bedächtig mit seinen Krücken, Fuss vor Fuss setzend, um sein Bett herum. Der Marabu ist ein Stelzvogel und ein ganz besonderes Tier. Er hat einen wahren Charakterkopf und im Zoo ist er der einzige, der nicht leidet, weil er sowieso am liebsten nur steht und nichts tut. Ich bin kein Zoofreund, aber den Marabu besuche ich gern dort. Er ist einfach ein Vogel, den ich sehr gerne anschaue. Zudem kann er sich sagenhaft gut abgrenzen, er guckt einfach weg, wenn es ihm reicht und man hat das Gefühl dabei, dass er bei diesem Wegsehen tatsächlich sein Ziel erreicht, nämlich das, seine Ruhe zu haben. Die Arbeit am neuen Hörstück stagniert. Ich brauche eine Frau. Für Frauen sind Frauen schwer zu finden. An die Guten traut man sich meistens nicht ran. Am Ende schreibe ich alles um und ein Mann muss her. Oder vielleicht mal ein/e Diverse/r, wieso eigentlich nicht? Vor meinem Fenster steht ein kaputter Postlaster. Sein Benzin läuft anscheinend aus. Es duftet ins Zimmer, das ich gerade lüfte, obwohl dieses sowieso voller Luft ist. Der Benzingeruch weckt sofort die Sehnsucht danach ein altes Auto fahren und damit wiederum in eine zwielichte Gegend fahren zu können. Im nächsten Leben wird alles anders. Darauf werde ich bestehen.


© Bettie I. Alfred, 18.11.21


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