Die Sonne strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Der Herbst hält sich an alle erdenklichen Regeln. Er ist bunt, sonnig und heiter. Ich ersehne mehr und mehr Gewitterwolken. Erst dann macht die Wohnung einen Sinn und das Draussen verliert an Bedeutung. Camus schildert in einer Kurzgeschichte seine erste Wohnung, die er mit seiner Frau bezog: „Das Juxbudenhafte der Wohnung (…die Decken waren extrem hoch, an die vier Meter, jedoch die Räume dazu winzig von den Quadratmeterzahlen her gesehen) wurde durch versenkbaren Regale und Schiebetüren noch betont…“ Ich bin so begeistert von seiner Schilderung, dass ich mir das Ambiente, das er beschreibt, immerzu vorstellen muss, da es mich so sehr beglückt. Auch ich liebe Höhe und die Tatsache, dass man solche Räume schlecht heizen kann. Nichts spornt meine Kreativität mehr an, als in einem windigen extrem hohen Zimmer mit riesigen Fenstern, leicht fröstelnd zu sitzen. Naht dann zudem ein Gewitter, ist alles da, was ich zum Künstlersein brauche. Das mag ein abgedroschenes Bild sein, jedoch ist es nun mal so. In einer Wohlfühlblase entsteht nichts, nur Kuchen. Der unverarbeitete Gram, oder auch Kram, der ist doch die Basis fürs Phantasieren. Bei schönem Wetter darf der jedoch nicht raus. Der Kontrast ist dann irgendwie zu gross. Der Kontrast zwischen Gesicht und Umwelt. Doch sind die Fenster zu weil Regen droht, wird Zorn zu Stil und Temperament zu Geist. Zumindest bei James Krüss. Würde der noch leben, wäre er sicher eine Art Schiefdenker oder ein melancholischer Optimist. Seine Geschichte vom verkauften Lachen war eine außerordentliche Zündung für mich. Sie machte mir Herzklopfen und ich saugte sie immer wieder und wieder auf. Als ich diese Geschichte entdeckt hatte, verflogen gefühlte 100 Jahre Stagnation wie ein Schatten an der Wand und ich ersehnte den Baron, der mir mein Lachen abkaufen würde….
P.S: Dass Hartmut Geerken nun nicht mehr unter uns weilt, ist bedenklich. Ein ICH wie es selten im Buche steht und sein Einsatz für die Literaturzeitschrift „Der Einzige“ hat mich immer schon beeindruckt. Eine nun tatsächlich aussterbende Zunft: das ICH.
© Bettie I. Alfred, 20.10. 2021