Selbst ein Purpurträger muss irgendwann konstatieren, daß Leben immer auch Absterben bedeutet

Durch zu viel Atemluft geriet ich gestern in eine Art Somnolenz. Dazu kamen ungeheuerlich unangenehme rheumaartige Liegeschmerzen. Draussen Weltuntergangsstimmung, zumindest was das Wetter betraf. Alles passte also gut zusammen. Am Nachmittag, mein Zustand verriet Besserung, wieso auch immer, dann der Weg in die medizinische Abteilung der Stadtbibliothek um das Symptom zu ergründen. Ein hellblaues fröhlich wirkendes Buch lacht mich dann an. Es heisst ganz schlicht RHEUMA. Gleich zu Beginn eine Zeichnung auf der die Punkte an denen es sitzen kann rot leuchtend markiert sind. Überall ist es rot, nur da nicht, wo mein Rheuma sitzt, an den Rippen. Dann stand fest, Rippen haben kein Rheuma, auch nicht in Ausnahmefällen, weder bei Gewichthebern noch bei Gleitschirmaffinen oder Klavierträgern. Der Rippenbogen ist und bleibt, man sah es hier deutlich, ein vollkommen rheumafreier Raum. Gut. Doch was ist es dann? Eine Nervenüberreizung, bekomme ich es dann auf Umwegen heraus. Diese kann jeden Befallen, mich befiel sie ohne anzuklopfen. Ich befeuerte sie gleich beim ersten Mal mit ausholender Gymnastik, die ich eigentlich anwendete um die Schmerzen zu vertreiben. Diese klatschten jedoch Beifall und machten es sich erst recht bequem, anstatt zu verschwinden. Doch, wie der Großvater, wenn ihm das Krankheitsthema zu sehr auf den Leim ging, immer zu sagen pflegte, Genug nun mit Gallensteinen! Selbst ein Purpurträger muss irgendwann konstatieren, daß Leben immer auch Absterben bedeutet, zumindest wenn man die 30 überstanden hat. Deshalb tut es ab da gut sich im Geiste eine möglichst grosse Bedeutung zukommen zu lassen, die natürlich erst richtig zu ihrer vollen Ausdehnung kommen wird, wenn man es selbst nicht mehr mitbekommen kann. Natürlich werden die ein zwei Monate eines real erlebten Ansehens, für das man arbeitete, als täte es am Zustand des Absterbens tatsächlich etwas ändern, niemals, und sei man auch noch so lange aus der Welt, ohne die eigene Präsenz, getoppt werden können. In dem Moment, wo man aufhört dabei zu sein, ist jegliches Ansehen für die Katz. Manch einer will das nicht glauben, meint es sei immer auch ein Ansehen, dass einem weiterhin, eben auch im Jenseits den Bauch pinseln wird, doch meine Sicht aufs Thema ist die mit dem vollständigen Ende. Ja, Ende gut, alles gut, da bin ich mir sicher. Nun gut, das Leben ist nun aber noch in mir, ich denke, also bin ich und somit heisst es sich weiterhin wichtig zu machen, denn niemals war man gefühlt so wichtig wie jetzt. Die Mitte garantiert überschritten und doch fühlt man es, dass es noch weiter gehen wird in diesem Theaterstück namens „Leben“.
Es nieselt, das liegt am Wetter, am Herbstwetter, das sich auf den Winter vorbereitet. Ganz typisch!

© Bettie I. Alfred, 23.11.2021


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