Das Datum mit der 17 blockiert mich. Ich starre die Zahl an und weiss nicht wieso sie mich so stört. Vielleicht ist es nur die Sieben? Die Eins mag ich ja sehr, sie ist eine der schönsten Zahlen, für mein Empfinden. Ähnlich wie die genormte Folklore in Restaurants und Kneipen der 70er Jahre mir gefällt, gefällt mir die Zahl Eins. Ich bin aber eben kein Freund der Sieben. Ein komischer Tag ist das heute. Ich habe vergessen Butter zu kaufen. Marmeladenbrot ohne Butter schmeckt nicht. Ich will aber garantiert morgen früh so eins essen. Es wird ohne Butter ein trauriges Frühstück werden. Ich könnte aus Jogurt welche schlagen. Doch der Arm tut weh, weil ich stundenlang auf ihm gelegen habe, ohne es zu bemerken. Blättere in einem alten Kalender von 1964. Da stehen Regeln drin, wie man sich im Ausland zu verhalten habe, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Bei Punkt 7 steht: Kleide dich so, daß dich niemand bemerkt, aber setze dir keinen Fes auf. Abgesehen davon, dass ich nicht weiss, was ein Fes ist, find ich die Aufforderung man solle sich so kleiden, dass einen niemand bemerkt, phänomenal. Wie kleidet man sich ohne bemerkt zu werden? Gestern im Wald begegneten wir einem Hipsterpaar mit einem winzigen Bologneser (sehr kleine Hunderasse mit kleinen Löckchen). Als seien sie nicht schon auffallend genug in ihren schrill bunten Anoraks und ihren ebenso schrill bunten Strickmützen, hatten sie auch noch dieses kleingelockte Hündchen dabei. Seit wann haben junge Menschen Hunde? Kleine Hunde? Lockige Hunde? Ich erinnere mich dann daran, dass wenn ich als Teenager meine Verwandten besuchte, jedesmal vorher schon das Rätselraten bezüglich meiner Haarfarbe, die ich präsentieren würde, losgegangen war. Tatsächlich habe ich von schwarz, braun, rot, blond, alles mal durchgemacht. Am meisten Entsetzen löste aber wohl die orangerote Färbung aus. Aber was, wenn ich zu dem ganzen Schlamassel auch noch einen Roll-Fes aufgehabt hätte? Die Hipster sahen so aus, als hätte man ihnen den Auftrag gegeben alles was auf keinen Fall zusammenpasst, zu kombinieren. Im Kalender von 1964 gibt es ein kleines Wörterbuch für Anti-Snobs. Das steht bei Jam Session: „Marmeladensitzung“ meint schrankenlose Improvisation über ein noch ungeborenes Thema. – Marmelade, Schrank, ungeboren, damit könnte man auch eine Gruselgeschichte erzählen. Wir sahen auch wüst aus als Teenager, aber so durcheinanderig wie das Pärchen im Wald? Nein, so schlimm nicht. Wie schön, dass die Zeit immerzu das ganze Drumherum verändert, sonst würde immer alles gleich bleiben. So wandelt sich immerzu alles. Nur die Natur, die bleibt immer die alte! Denn natura non facit saltus.
© Bettie I. Alfred, 17.1.21