Fröhliches Haar

Anstatt mir die neusten Katastrophe in den Nachrichten anzuhören, kurbele ich mich in die 80er Jahre. Wham singt mir dann etwas. Irgendwas mit arbeiten. Die Haare vom Sänger wollte ich gerne haben damals, aber ich wusste nicht wie man das so hinbekommt. Heute weiss ich es, man muss die Bürste samt den Haaren nach aussen drehen. Immer wenn ich mich fürs Bett bürste mach ich mir jetzt die Haare so. Ich zeig mich dann den Mitbewohnern und meine, dass selbst die Katze lachen muss. „Schlimm!“ sagt der eine. Der Sänger soll einmal an einer Schreibblockade gelitten haben. Hätte man als Teenager nicht vermutet, dass so einer auch manchmal nicht weiter weiss. Beim Frühstück gestern hörten wir den Song Sound of Silence, im Grunde genommen eine wunderschöne Hippiemusik, doch es war eine andere Fassung, von alles anderen als Hippies, sondern eher von Wüstlingen. „Interessant!“ sagte ich dazu und der andere der mithörte war aber empört und wäre ich nicht still gewesen, hätte es wohl eine Schlägerei geben können. Wer rechnet nun damit, dass ausgerechnet dieser Song des Friedens zu Handgreiflichkeiten führen könnte. Niemand. Aber sag niemals nie. In einem Buch über das Ungetüm Mensch versuche ich das mit dem Gattungsnarzismus der Antike zu verstehen. Es hat keinen Sinn, ich bin und bleibe, zumindest heute, vom Interesse her eine Siebzehnjährige.

© Bettie I. Alfred, 30.1.21

P.S: Ich war natürlich 14 und nicht 17, als ich wie Wham aussehen wollte. Mit 17 war mir eine Bürste bereits fremd geworden.


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