Beim Gang durch des Großstadts Mitte läuft man an merkwürdige Geschäften vorbei. An den Scheiben, die von oben bis unten geputzt sind, und ich mich frage, wie so etwas geht, denn Scheiben sind doch immer irgendwo schmutzig, kleben bei einem Geschäft lauter Wörter, die ich nicht kenne. Auf Bildern sind zudem Stühle zu sehen, und ich vermute dass es um ein Möbelgeschäft neuerer Art geht. So eins, wo ein Möbel steht und eine grosse Summe Geld verlangt wird, wenn man es kaufen möchte. Alles ist weiss, klar, sonst sieht man ja den Schmutz nicht, den man immerzu weg wischen möchte, als moderner Mann. Ich sage bewusst Mann, damit ich die Frau, die eigentlich ja putzt, nicht diskriminiere. Bei uns ist alles anders. Nicht der Mann macht den Schmutz und ich putze, sondern ich mache den Schmutz und niemand putzt, ausser der Mann, der manchmal saugt. Gut an diesen wie Nichts aussehenden Fensterscheiben steht dann Onspotcosy. Aha. Was ist das ? Fragt mich der kluge aber nun um Erklärungen verlegene Mann. Weeß ick. Sag ich und wir vergessen das Ganze. Es war nämlich auch kein junger Mensch in der Nähe, den man fragen hätte können was ein oder gar eine Onspotcosy denn sei. Die Tochter der Freundin, die es garantiert gewusst hätte, weil sie sehr studiert und nominiert ist, weilte in Havard und mied uns Ältere wie die Katze den mit Katzenfernhaltespray besprühten Ohrensessel. Später dann schickte der Mann aus der Küche eine Sprachboxmail an mich. Ein Link verweist darin auf eine Internetseite wo man Stühle kaufen kann. Neben einigen steht das seltsame Wort. Ich schicke ihm eine Nachricht zurück, inzwischen sitzt er bei mir im Zimmer, doch egal, man will ja nicht unnötig Menschennähe erzeugen. Onspotcosy bedeutet Stuhl! Spreche ich in das Phone und der Mann hört es direkt hinter mir ab. Dann schreibt er mir eine Mail. Der Mailtext ist ein abgewandelter Satz aus meiner Lieblingsgeschichte von Peter Bichsel namens Ein Tisch ist ein Tisch, in der ein Mann, um sich nicht weiterhin zu Tode zu langweilen, alle Bezeichnungen von Gegenständen vertauscht. Peter Bichsel las die Geschichte persönlich mit bedrückter Stimme auf einer linksradikalen Kinderschallplatte vor (heute wäre sie wahrscheinlich rechtsradikal). Der Mann in der Geschichte schreibt die neuen Bezeichnungen in blaue Schulhefte. Dann weiss er irgendwann die echten Bezeichnungen nicht mehr, und die Nachbarn gucken ihn verwundert an, weil er so komisch redet. Bichsel: „Zum Tisch sagte er Schrank, zum Schrank sagte er Teppich und zum Teppich sagte er Stuhl.“
Der Mann, also der in meiner Wohnung, schrieb dann in seiner letzten Mail zum Thema, die vollkommen ohne Zusatz von Unwichtigkeiten war, wie immer bei ihm, und die er mir im Zimmer von Gerät zu Gerät schickte, um nicht zu viel menschliche Energie zu vergeuden und auch wegen der Aerolsole:
….zum Tisch sagt er Stuhl, zum Stuhl sagt er Onspotcosy!
© Bettie I. Alfred, 13.2.22