Ein paar Stunden mit männlichen Menschen auf einem Friedhof spaziert. Die Sonne schien als gäbe es kein Morgen und einer der Menschen aß Sushi. Man hätte nun eine Diskussion heraufbeschwören können, darüber, ob es in Ordnung wäre auf einem Friedhof mit den Fingern Sushi zu essen. Doch man tat es nicht und schaute zu Boden. Als dann zudem laut aufgelacht wurde, machte ich eine Zäsur. Man verstand und wurde vom Pegel her wieder angemessen. Aufgrund von unerklärlicher Schlappheit trotz oder gerade wegen des gnadenlosen Sonnenscheins musste ich mich setzen. Wir setzten uns hemmungslos auf eine efeuumrangte Mauer und auch die Männer bestaunten die Weichheit in die man sich fast legte vor Glück. Später lief man wieder aufrecht und begegnete einem Engel ohne Kopf. Wunderschön anzusehen, ob seiner zur Seite gehaltenen Arme samt Hände, die ohne Schaden waren, trotz ihrer Feinheit. Die Gespräche flossen nur so dahin, man war in Sprechstimmung und doch war das Thema : Wie über alles reden, wenn doch gar kein Redebedarf da war? Zumindest war der eine Mann der Meinung, dass es so sei. Doch wer bestimmt überhaupt ob ein Redebedarf existiert, oder nicht? Und wenn er da ist, wer bestimmt, wie ? Und wer darf beginnen und schließlich fortfahren zu reden? Wir liefen in den Abend hinein und es gab ein Auf und Ab im Denken und Fühlen und als das Eichhorn in bestimmt zwanzig Metern höhe zu stürzen drohte, hielt man oder besser gesagt ich, denn die Männer schienen es nicht bemerkt zu haben, die Luft an. Mein Gott was für ein wildes Hörnchen. Es fiel nicht, denn es konnte fliegen. Man entsorgte nun das Plastiksushigeschirr und wie immer wenn weisses aalglattes Plastik in ein Tönnchen fiel, ärgere ich mich über die Vorstellung wie lang sich dieses Material dort halten wird. Danach lief man noch weiter durch Berlin und wie immer wenn ich an Stellen vorbeikomme, an denen ich vor 30 Jahren schon vorbeigekommen bin, wundert man sich, dass man dieselbe Person ist, die man auch vor 30 Jahren schon gewesen ist und, dass man sich gar nicht mal so schlecht gehalten hat. Nur der Rundrücken, den ich im Schaufenster des Bioladens wiedererkannte ist und bleibt eine Katastrophe. Es ist meiner. Denselben hat mein Vater auch, weswegen ich ganz sicher bin, dass der Vater mein Vater ist.
© Bettie I. Alfred, 18.3.22