Versuche zu dichten. Bin eigentlich in der Stimmung, doch es gelingt mir nicht. Lange lag mir das „Tür – und Angeldichten“, doch nun hat es sich wohl ausgedichtet. Schon lange ist mir nichts mehr gelungen. Vielleicht liegt es am Ort. Das Zimmer ist mir nach fast 25 Jahren so bekannt, daß es keine Ecken mehr gibt aus denen mir unbemerkt eine Inspiration zuströmt. Ich habe in einer Fotozeitschrift (Nikon-News) aus den 80er Jahren eine Fotografie eines Hausflurs gesehen, die mich sehr bewegt. Auf dem Foto ist ein Treppenhaus abgebildet in dem rechts eine Treppe nach oben führt und links unterhalb der Treppe ein kleiner Flur zu einer Tür geht. Die Tür steht leicht offen und Sonne bescheint sie. Auch von oben kommt etwas Licht. Der Rest ist ziemlich dunkel. Das Ganze ist unbewohnt und leer. Ich kenne einen Hausflur, der genauso aussieht. Sicher ist er es nicht, denn es gibt viele Hausflure dieser Art. Leider steht unter dem Bild nicht wo es gemacht ist, nur mit welcher Technik es aufgenommen wurde. Blende 5,6. Früher musste man sich entscheiden, welche Blende man benutzen wollte. Die Sonne lacht, Blende acht. Heute macht das Gerät alles ohne dass man weiss, was es eigentlich macht. Das ist schade, denn es scheint alles beliebig. Am legendären Faschingsgeschäft Deko Behrendt, dass es 150 Jahre gab und das wirklich toll war und wo man Schnurrbärte aller Art sowie Juckpulver kaufen konnte, steht jetzt nicht mehr Deko Behrendt sondern becoming a unicorn using a banana as a horn. Hinter der Scheibe sitzen junge Menschen an Flachcomputern. Ich gucke mir noch einmal den Hausflur auf der Fotografie an. Es scheint Zeitlos. Licht kann man nicht in eine Zeit einordnen. Das Gebäude selbst ist vermutlich vom Anfang des 20 Jahrhunderts. 1904, vielleicht.
Der Himmel ist gleichmässig schön heute, nicht zu wenig Wolken und nicht zu viele, ideal zum Fotografieren.
Die Insekten kriechen aus den Löchern. Alles wie immer.
© Bettie I. Alfred, 26.3.22
Schlagwörter: Deko Behrendt, Moderne Kunst