Jemand schreibt, dass er ein unpraktischer Sohn gewesen sei, der keine Aufregung vertrug. Ja, denk ich, das kenn ich, denn ich war wohl auch eine äußerst unpraktische Tochter gewesen, bin es vielleicht sogar immer noch und vertrage nur mässig Aufregung. Natürlich hat man mit der Zeit gelernt seinen Haustürschlüssel immer in die selbe Jackentasche zu stecken und nicht jedesmal, nachdem man das Haus verlassen hat, in eine andere. Doch mit dem Haustürschlüssel allein ist es ja nicht getan. Doch lassen wir das. Die S-Bahn zischt leise an meinem Fenster vorbei und ich empfinde dieses Zischen, oder besser gesagt Surren, als eine Art Quietiv. Ich bin ein wenig gerädert vom Reisen in den Süden. Der Hinflug, wo ich dreimal in eine Art Luftkammer gezogen wurde, bleibt mir sicher noch lange als eine Art Erinnerung von Mißempfindungen im Kopf. Das Leben ist und bleibt wie Dürrenmatt es sagte, ein Urbrei an Zeitvergeudung. Auch im Süden gibt es aber natürlich Schönes zu entdecken, besonders die Vielzahl an Enten auf Wiesen werde ich wohl nie vergessen. Beim diese Beobachten, trat plötzlich umringt von Kameras, kein Geringerer als Harald Schmidt um die Ecke und man lief fast in ihn hinein und weil man sich intuitiv freute (auch er ist ja ein grosser Bernhardfreund, wobei er für mein Empfinden seine Lustigkeit nicht recht ins Licht der Verzweiflung rückt, sondern zu sehr als unterhaltendes Element ansieht), dass ein stosshaftes Auflachen meinerseits und auch ein „ach ne!“ vom Ehemann, einfach nicht zu verhindern gewesen war. Schmidts sagenhaft präsentes „High!“ war dann ein Moment der gut und gerne zu mehr hätte führen können, doch war man, also wir, wie immer zu scheu und elegant unaufdringlich drauf. Abends im sterilen aber unkomplizierten Hotel, dann der Gedanke, daß ich einen Kurs in unkreativem Schreiben dort anbieten könnte. Oder selbst dort belegen könnte, wenn es solch einen gäbe. Heutzutage ist Kreativität fast schon eine Pest, alle besitzen sie und wenn nicht, haben sie andere Wege um an die Millionen zu kommen, die sie brauchen, um damit dann „normal“ leben zu können. Geschäftstüchtigkeit und Kreativität, eine Horrormischung!
Schlagwörter: Harald SChmidt, kritsches Denken, Thomas Bernhard, unkreatives SChreiben