Dusie (Aus dem Archiv)

Heute vormittag im Matratzengeschäft. Alles voll mit weissen dicken Matratzen. Ich entnervt, weil mir nicht klar wird durch das, was die Matratzenfachfrau sehr ausführlich und immer wieder aufs Neue, mir versucht über Matratzen zu erzählen, was eine gute Liegefläche ist und was nicht. Eine sehr kleine Frau mit rundem Gesicht, schleicht wärend dessen im Hintergrund im Matratzenzentrum herum. Plötzlich streckt sie sich zwischen mich und die Matratzenfachfrau und fragt mit türkischer Sprachfärbung: „Gibs auch Bett gleisch mit Mann drin?“  Dann lacht sie. Die Fachfrau ist irritiert und hat danach eine Blockade in Richtung Weiterführung ihres Monologs über das Matratzenwesen. Die kleine Frau freut sich noch lange über ihren Scherz. Ich mach dann zur ihr, so wie es ein moderner Smartphonejugendlicher machen würde, da sie offensichtlich auf eine Reaktion wartet, um endlich den Laden verlassen zu können, so ein dussliges Daumenhochzeichen. Sie geht dann tatsächlich, als sei das ihr Ziel gewesen. Ich verlasse dann ebenfalls  den Laden und entscheide mich doch dafür weiterhin auf meinem 70er Jahre Klappbett zu schlafen. Ich kann ja die Sprungfedern, die oben aus dem Stoff zaghaft, aber spitz herausrausragen vielleicht durch eine Art Beschichtung ( Moosgummi täte sich vielleicht eignen) abkleben. Auf dem Weg nach hause begegne ich dann zwei von diesen modernen Smartphonemädchen. Ich setze mich spontan auf eine Bank. Die Mädchen gucken aufgeregt in ihr Gerät. Ich vertiefe mich in Baumrinde. Bis ich ein fragendes: „Dusie?“ höre. Nein, sag ich freundlich, Dusie sei ich nicht. Die Smartphonemädchen lachen und erklären sich. Sie wüssten nicht, ob man bei älteren Frauen noch Du sagen dürfe, oder man Sie sagen müsse. Zwischen Du und Sie wackelte das Mädchen mit dem Kopf hin und her wie eine ägyptische Tänzerin. Irre sah das aus. „Das kommt drauf an, was ihr wollt!“ sag ich und zwinkerte altmodisch mit einem Auge. Sie wollten dann wissen, ob Ostersamstag Geschäfte auf hätten. Ich sage, nein und lüge, weil ich nicht will, das die Smartphonmädchen shoppen gehen.
„Aber das Völkerkundemuseum hat auf!“ sag ich. Die Smartphonemädchen gucken mich irritiert an. Ich verabschiede mich schnell, um die peinliche Situation zu beenden. Wie mein Vater! Schiesst es mir durch den Kopf.

© Bettie I. Alfred, 2017

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