Aufmodellierte Gruben

Nach Wettersprüngen, egal wohin, nach oben oder nach unten, ist mir der Begriff Flohmarkt des Geistes, den Alexander Kluge erfand, sehr verständlich. Gedankenfetzen schwirren mir im Kopf herum und ich versuche einen zu greifen und ihn auf Papier zu bannen. Er entwischt mir immer wieder. Droht dann auch noch die alltäglich Überrumplung durch den Paket- und Postdienst, ist er, der Gedanke, sowieso fort. Die Großstadt als Standort gibt als Schreibende keinen Sinn. Immerzu versucht man sich von ihr wegzudenken, doch es ist zwecklos, der Strudel des Lebens ergreift einen immer wieder und das Werk bleibt mieslig. Aus Angst vorm Verschwinden bleibt dann oft nur die Aufspielung zu einem Pontifex maximus, was nicht trägt, denn der ist man definitiv nicht, und der Kontrast zum Normalzustand ist dann gross. So gross wie der eines Gesichts, dass man durch geschickte Kosmetik vorteilhaft herrichtet, indem man die Gruben mit viel Kitt aufmodelliert, zu demselben in Natura. Nun brezelt sie wieder, die Sonne und ich erhoffe mir, dass spontane Affekte, die dieses Sommerleben immerzu mit sich bringt, auch einmal reale Einsichten bringen werden. Z.B. diese, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Aus dem nahegelegenen Radio tönt unsäglicher Polterpop und ich ahne, dass es ein Tag wird, den ich schnell wieder vergessen werde.

© Bettie i. Alfred


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