Am Ende – ein Rennauto

In der Schlinge eines künstlerischen Stils eingefangen, werden die Ereignisse im Universum neutralisiert. Das meint Sartre. Ich sitze unter Wolken in einem Garten und denke über diesen Satz nach. Es ist ein wenig frisch, dann bricht die Sonne heraus und es ist bullig heiss. In der Schlinge eines künstlerischen Stils… Das trifft den Kern, doch ist es ein Problem? Im Grunde nicht. Wieder Zuhause halte ich dann aus purem Vergnügen den Kater wie eine Gitarre, also strecke seinen Hals mit der linken Hand ganz lang, so wie als sei er ein Griffbrett und am Bauch schlage ich mit rechts imaginär die Seiten. Er ist verwirrt und regt sich vorerst nicht, doch dann merkt er, dass er zur Freude der Menschenfrau fehlbenutzt wird und beisst zu. Ich lasse ihn frei und verarzte mich. Obwohl er nur noch wenig Zahnsubstanz hat, kann er noch kraftvoll zubeissen. Er ist dann weiterhin zornig und weicht mir aus. Früher hätte man Brom verabreicht, zur Beruhigung. Ein Nachbarjunge der im Stimmbruch ist, telefoniert sehr laut im Hof. Ein einziges Gekrächze ist das. Im Lexikon der Fremdworte steht, dass Stimmbruch Mutation bedeute. Um dem Gefühl der Alterung etwas entgegenzusetzen versuche ich mich wenig zu bewegen. Die Rückenknochen scheinen abgewetzt zu sein. Früher bin ich gelaufen. Also gerannt. mehrere Kilometer am Stück. Beim ersten Mal Lauftraining war ich gleich ungeschickt in einen Hundeberg gerannt. Der Mann hat dann mit einem Zahnstocher die Rillen im Schuh wieder frei gekratzt. Das hat Stunden gedauert und ich wusste lange Zeit gar nicht wo er ist. Suchte ihn dann, um mit ihm ins historische Kino zu gehen, wo ein alter Fernsehfilm wiederaufgeführt werden sollte. Weil ich dann zu nah dran saß, machte mir die grobe Körnung des alten Filmmaterials schließlich Kopfweh. Ich musste nach hinten fliehen und stürzte eine kleine Stufe hinunter, weil ich im Dunkeln nichts gesehen hatte. Da alles mit Teppich ausgelegt war, fiel ich zum Glück relativ weich und musste lediglich kurz lachen. Ein freundlicher Herr dachte ich sei verletzt und mein Lachen ein Weinen und eilte herbei um zu verarzten. Ich flüsterte weiterhin liegend, um niemanden zu stören, dass nichts passiert wäre. Er sagte er sei Arzt und wollte mich betasten wegen eines möglichen Bruches. Dann realisierte er, dass mein Weinen nur ein Lachen gewesen war und zog sich schnell wieder ins Dunkle zurück. Ganz hinten war es dann mit der Sicht kurz besser, doch hier war nun der Ton zu leise. Im Film ging es um eine Frau aus Ostdeutschland, die in den Westen gehen darf und sich in dessen Dekadenz nicht zurechtfinden kann. Der sehr junge Hugo Balder war im Film ein Statist und rauchte eine Zigarette auf dem Arbeitsamt mit ihr. Ein Höhepunkt. Dann redete man kurz von dem Stasi. Das erinnerte mich daran, wie mir mein Vater als ich ein Kind gewesen war Heidi im Original vorgelesen hatte. Da hiess es auch nicht die Heidi, sondern das Heidi. Ich ging dann verfrüht heim und zu Hause war ich dann allein mit dem Tier. Das Tier war dann offensichtlich enttäuscht, weil ich so schnell schon wieder da gewesen war und sauste im Moment, wo ich es begrüsste, um die Ecke. Ich las dann noch in einem grünen Buch. Es handelte eigentlich vom Leben eines Kunstsammlers, der auch Psychiater gewesen war, doch am Ende, an dem ich dann angelangt war, ging es mal wieder nur noch um die Rennautos, die er gerne besitzen würde.

© Bettie I. Alfred, August 2021


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