Lachhaftes ist nicht immer komisch

Erhalte früh am Morgen schon eine sogenannte Spammail. Bringen sie Kinder zum Lachen steht da. Als sei das mit dem Lachen so einfach, als gäbe es nur ein Lachen: das gute Lachen, das alle glücklich macht. Ich überlege was zuerst da ist. Das Glück oder das Lachen? Überlege, ob man es überhaupt verallgemeinern kann. Natürlich nicht, immer ist es ja anders. Doch kann man vielleicht sagen, dass viel Lachen nicht unweigerlich ein Glückszustand sein muss. Ich erinnere Phasen wo ich mich fast täglich tot zu lachen meinte und das Glück ferner war denn je. In der Schule war ich früh vom Clown- und Faxensyndrom befallen (ein Fachbegriff aus den frühen 70er Jahren, der das Problem auf den Tisch knallt wie eine Mutter den Einberufungsbefehl eines ihr lästig gewordenen Sohnes). Heute umschreibt man elegant verschwommen, aber durchaus taktvoller, das Egomanie-Problem von Kindern. Auf Gruppenfotos tat ich mich gerne durch die Imitation eines Hasen hervor. Ein Junge machte Konkurrenz, zog sein Hinterteil ein und legte, oder besser warf, die flach gestreckte Hand an seine Schläfe. Diese Befehlsbefolgerhaltung fand man Zuhause beim Klassenfoto betrachten dann problematisch, attestierte dem Jungen mit deutlichem Gefeixe einen Dachschaden und mein nicht minder auf einen hinweisendes Hasenimitat übersah man jedoch demonstrativ und schenkte ihm keinen Hauch an Beachtung. Ein Hase also nicht halb so anstößig wie ein Soldat. Zumindest bei mir daheim. Beides in gewisser Weise aber doch ähnlich lachhaft.
Das mit dem Lachen ein heikler Punkt. Fürs Kind, wie auch für den Erwachsenen. Ausschlaggebend immer, ob es als Reaktion auf eine darstellerische Leistung beim Gegenüber dann einsetzt oder das Ganze als Witz nicht ankommt. Lachen, egal wie, bestätigt. Vorerst. Weglachen jedoch eine ständige Methode. Werner Fincks Buch „Witz als Schicksal“ liegt oben auf meinem Regal. Ich muss da doch einmal wieder hineinschauen.
Nicht lachen, aber doch lächeln musste ich neulich über einen Siegener Schriftsteller, der Folgendes in einer Anthologie veröffentlichen konnte:

Ich bin auch ein Preisträger/Der Literatur/Ausgezeichnet/Für mein Gesamtwerk/Und prämiert/Von mir selber/Weil ich mich/Am besten beurteilen kann/Habe ich schon/Etliche/Erste Preise/Gesammelt.

© Bettie I. Alfred, 28.9.22

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