Machte mit der alten Teetasse einen Kringel auf mein Notizbuch, so wie die Frau, die mir einmal mit der Post eine Einladung zu einer Lesung schickte, die sie in einen wunderbar zerbrauchten Briefumschlag gesteckt hatte und der eben einen genau solchen wunderbaren Teetassenkringel gehabt hatte. Die Freude über den angesudelten Umschlag war dann weitaus grösser noch, als über die Einladung an sich. Mein Notizbuch wirkt dann mit neuem Kringel noch authentischer, obwohl die Künstlichkeit mit der der Kringel erzeugt wurde ja alles andere als authentisch gewesen ist. Nach dem Vorgang rauche ich eine Selbstgedrehte. Eigentlich bin ich keine professionelle Raucherin. Ich vertrag nicht viel, bin schnell am Limit und habe eine Kratzkehle. Deshalb kaufe ich nichts, sondern rauche nur, wenn ich mitrauchen kann, oder, wenn ich Rauchwaren finde. Was relativ oft passiert. Immer wieder liegen prall gefüllte Tabakbeutel auf der Strasse, sie fielen offensichtlich aus Jacken von Radfahrern. Da das sogenannte Blättchen dann fehlt, bin ich dann froh, dass ich bei einer Philosophin einhüten darf, die eine Bibliothek hat, wo einem schwindelig, ob ihrer Ausmaße wird, wenn man vor dieser steht und etwas zu fixieren versucht. In den 80er Jahren begann die Frau mit der Durcharbeitung der Werke, die man kennen musste, und als Merkzettel verwendete sie, da immer griffbereit, Zigarettenblättchen. Es sind sicher tausende und auch, wenn der Teil, der aus dem Buch herausschaut, bereits grau meliert ist, ziehe ich vorsichtig eins heraus, das Buch dazu ebenfalls bereits grau meliert: Hans Blumenberg, Arbeit am Mythos. Dann rauche ich. Und wieso rauchen und Schnaps trinken im Gegensatz zu Käsebrot essen eigentlich entspannt, frage ich mich dann. Eine letzte Schnake kommt angeflogen. Sie wittert nichts und dreht wieder ab, fliegt davon und ich bin wieder allein. Der Sommer ist vorbei. Ein neuer ist fern. Vielleicht unerreichbar. Wie jedes Jahr. Im Abreißkalender dann heute der Hinweis, auf wichtige Antworten, immer ein wenig warten zu lassen. Die ersten vierzig Jahre umgeben von „Ungeduldigern“, ein richtig guter Hinweis.
© Bettie I. Alfred, 4.10.22