Es ist und bleibt ein Widerspruch. Das Menschsein und das Künstlersein.
Der Dichter oder Musiker oder Maler (gemeint sind natürlich immer auch
die „Innen“) muss sein Leben konsumierbar machen, sonst ist alles für die Katz.
Hilbig lehnte dieses Konsumierbarmachen des Lebens, ab.
Poetologische Gedanken müssen klar zu erkennen sein, am besten in Bezug auf
die momentanen Realitäten. Eine Meinung haben, eine spektakuläre möglichst,
das Maul aufreißen und sich positionieren. Poesie ist das dann niemals, aber eine
Meinung. Doch was nützt es mir, wenn ich nur wegen einer „richtigen“ Meinung
gelesen oder später dann archiviert werde? Auch ein „Doktor in Etwas“ hilft ungemein sich ins Regal der Rele/v/wanzen zu bugsieren. Der Mensch an sich, ein Haufen Leben im Chaos (sichtbares Chaos macht immer mehr Angst, als Chaos lediglich im Körper), ist nicht gefragt. Sortiert muss alles sein, sodass man nur noch zuzugreifen braucht.
Frage mich, ob es eigentlich immerzu um Glaubwürdigkeiten gehen muss und
inwiefern eine theatralisch gemeinte Ausspielung bei all den Massen an Geschichten überhaupt noch taugt. So gut wie alle Worte sind bereits verbraucht.
Der Schriftsteller setzt sie so zusammen, dass es eine wahre Freude ist. Bewahrt
zwischen Buchdeckeln, ein neues Dilemma in Zeiten, wo alles heraus-
geplauzt wird. Brinkmann schimpft auf der CD über die abstrakten Schweine. Er ist
einerseits cool und andererseits aufgewühlt und hibbelig. Ich ahne wieso man kühl
sein muss in Zeiten der Tigermücke, sie stechen nur die Warmen. Um auf andere
Gedanken zu kommen, gebe ich in GuhgelMaps „Sesamstraße“ ein. Nordwestlich
von Hannover erscheint eine rote Markierung: Eine Bushaltestelle namens Dinklage Sesamstraße. Da muss ich einmal hinfahren. Am besten mit dem Bus.
© Bettie I. Alfred, 26.1.23