Spaziergangswissenschaften und die Dazwischenwelten

Beneide den Menschen, der neulich auf die Frage was er studieren würde, Spaziergangswissenschaften, geantwortet hat. Um sein Alter, das keins war, weil er noch jung war, beneidete ich ihn allerdings nicht. Was ich mache? fragte er dann und ich sagte, dass ich schreiben würde. Was? wollte er es ganz genau wissen und ich sagte, wie ich es gerne sage, wenn ich mich nicht weiter mit Fragen befassen will, deren Beantwortung mehr Wichtigkeit, als die Frage selbst erlangen soll, schnell und wenig: Buchstabenkombinationen. Und was passiert da in diesen Buchstabenkombinationen? Fragte der Mensch dann leider stoisch weiter. Und ich log dann und sagte, dass in meinen Geschichten immerzu etwas explodieren, die Menschen sich Stühle an ihre Köpfe werfen und im Allgemeinen sowieso viel drunter und drüber gehen würde. Wirklich? Stellte der Mensch nun ungläubig eine erneute Frage und ich sagte um allem ein Ende zu setzen, nein, ich hätte gelogen, es passiere gar nichts gross in meinen Texten, sie seien lediglich Nabelschauen. Aha. Sagte der Mensch dann und ich musste an Thomas Bernhard denken, der einmal gesagt hat, dass die inneren Vorgänge, also die, die niemand sehen kann, das Einzige sind, was zu beschreiben überhaupt Sinn macht. Ich bin im Grunde seiner Meinung, interessant sind aber doch auch ab und an die Dazwischenwelten. Ich stehe dann in meiner Küche und überlege, wie immer nur alibinös, was ich kochen könnte. Ich koche seit 25 Jahren drei Gerichte in Abwechslung, alles andere übersteigt meine Geduld, sowie meine Experimentierlust. Der hungrige Mitbewohner guckt dann wissend, dass es wieder keine Extravaganzen werden, um die Ecke und verschwindet wieder. Kurz kommt mir der Gedanke, ob ein Restaurantschild über dem Kücheneingang, zumindest für einen Moment lang, für eine bessere Stimmung in Bezug auf die kommende Nahrungsaufnahmesituation, sorgen könnte. Das Auge isst mit, heißt es ja. Und doch erinnere ich Gerichte die schön aussahen aber nicht schmeckten.
Morgen dann die Hörspielpremiere. Überlege ob mein Nachname, den vermaledeiten Matilda-Effekt (eine Frau schreibt etwas Gutes und aus merkwürdigen Gründen wird das Geschriebene automatisch einem Mann zugeordnet) noch bestärkt.
Man bekommt es einfach nicht in den Griff. Das Leben ist und bleibt unkalkulierbar.

© Bettie I. Alfred, 18.2.23




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