Warmsein ist kein Alleinstellungsmerkmal nur des Menschen

23.2.23… Wie schön sich das schreibt. Das liegt daran, das man es rückwärts lesen kann. Ich sitze und lese es Hin und Her. Dann erinnere ich, dass jemand vom Schriftsteller sprach, sagte, dass die Frauen (im Hörstück) ihn behandeln, als sei er ein rohes Ei. Das Bild geht mir nach. Ich schaue dann aus dem Fenster. So oft wie ich durch es hindurchschaue, müsste es schon ein Loch haben. Dann brummt etwas und ein Frühlingsgefühl macht sich breit. Die Fliege im Doppelfenster. Im Radio sagte neulich jemand, dass es indentitätsstiftend sei in einer Familie aufzuwachsen. Denke dann, dass der Satz nicht ganz stimmt, denn auch Kinder, die unter Tieren im Wald aufwachsen, also keineswegs in einer Familie (so wie es ja Lucien Malson in einem Buch geschildert hat) haben eine Identität. Man könnte natürlich sagen, so mein sich fortsetzender Gedankengang, dass auch Tiere, die einen Kreis um ein Kind bilden, eine Familie darstellen. Natürlich „spricht“ das Kind, wenn es von einem Wolf erzogen wurde, dann ganz anders. Anstatt, wie ich, das Kind, das ein menschlicher Deutschlehrer aufzog, eben eher wie ein Tier. Aber so oder so, eine Identität hat es, das Kind garantiert, auch dann, wenn es spricht wie ein Hund, oder…gerade dann. Vielleicht fehlt ihm, und das will ich dann unbedingt noch einmal genauer bei Malson nachlesen, denn eventuell auch das ein Trugschluss, eine gewisse -menschliche- Wärme. Das könnte schon sein, aber diese kann ja durchaus auch, oder sogar besonders, Menschen abgehen, die im Kreis von Menschen aufwuchsen. Ja, ich bin mir sicher, ein Mensch, der in einer Familie aufwuchs, kann sogar weniger emphatisch sein, als ein Tier. Ich erinnere einen Filmfetzen, wo eine Krähe einen Igel vor dem Überfahren rettet, indem sie ihn hinten piekst, als er mitten auf der Fahrbahn Halt macht, während sich ein Auto nähert. Erst dachte ich, man habe da getrickst, doch die Aufnahme stellte sich als echt heraus. Der Nachbar klingelt und fragt, ob wir zufällig Steinergänzungsmasse da hätten, es sei ihm etwas irgendwo abgesplittert. Nein, sage ich, das wüsste ich…, aber Porzellankleber, den hätten wir. Und dann suche ich zu lange dafür, dass der ihn dann nicht benutzen kann, weil er eingetrocknet ist. Der Vater benutzt im sich anschließenden Telefonat dann das Wort deplorabel. Es bezieht sich wohl auf einen Zustand. Da ich nicht weiß, was das Wort bedeutet, weiß ich dann auch nicht, was der genaue Inhalt seiner Aussage ist. Das Gespräch geht trotzdem noch ein Weilchen weiter. Ich schaue schließlich, nachdem das Telefonat erschöpft war, im vergilbten Lieblingsfremdwörterbuch nach und erfahre die Bedeutung von deplorabel. Ein Wort, dass ich gut gebrauchen kann.

© Bettie I. Alfred, 23.2.23


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