Angstlos wanke ich durch meine Wohnung. Wohnung ein seltsames Wort. Es ist aber eine, meine Wohnung. Ich wohne in ihr seit Ewigkeiten. Im Zug sitzend auf einer langen Fahrt, spürte ich die Neuzeit vibrieren. Überall vernetzte Menschen, der Krach trotz Reglern immens. Lese inmitten des Tohuwabohus ein altes Buch über den schriftstellerischen Zustand der endsiebziger Jahre und ahne in jenem Augenblick, was mit dem Ausspruch industrielle Herstellung von Einheitsgefühlen gemeint sein könnte. Und schon könnte man wieder ins Predigen kommen: lasst doch die Geräte mal aus, lest doch mal ein Buch, etc. etc. Doch schon bremse ich mich und beschließe mein Gedankenmaul zu zähmen, denn was geht es mich an, wie andere sich am Leben erfreuen. Hier spricht tatsächlich doch das Leben und nicht der Verstand und der hat zunehmend ein Nachsehen (bei mir). So wie die Lustigkeit ein Seelenrollstuhl ist, so ist es eben auch dieser irrigwirrige Verstand. Mein Romangespenst wurde dann gestern zu einer wunderschönen Realität. Man las mir aus den selbstgezimmerten Seiten vor und ich war selig. Eines Tages ist man nun also doch erwachsen und sitzt da und ist nicht zersplittert, sondern das Gegenteil. Das Leben braucht nur ein Minimum an Regie um zu laufen, und doch ein Geländer. An einem Geländer kann man turnen, aber auch einfach entlanggehen. Griffig entlanggehen. Zum Ziel. Das Ziel eventuell dann eine umtoste, jedoch ungefährliche wasserlose Insel im verlebten Meer.
© Bettie I. Alfred, 6.3.23