Ab und an geht einem jeglicher Feinsinn verloren. Meist, wenn sich eine Furcht breit macht. Die Furcht vor dem leeren Kopf. Lese in einer Literaturzeitschrift über einen Schriftsteller, der angeblich, wäre er nicht früh gestorben, der beste in seiner Generation geworden wäre (wie kann man so etwas schreiben, wo doch die Mannigfaltigkeit an Schreibern schon immer gross und ausladend interessant gewesen ist?). Er, der ziemlich normal wirkende Autor, strebte, wie er selbst einmal schrieb, vor allem Offenheit an. Und nicht nur offen wollte er sein, sondern sich unbedingt in Rücksichtslosigkeit üben. Natürlich ein bezwingender Gedanke, dass sich jemand beim Schreibprozess nicht andauern umdreht und prüft, ob er eventuell ohne es zu merken auf einen Schlips getreten ist. Tut man das, ist man automatisch abgelenkt und nicht mehr direkt am Werk beteiligt, sondern formt ein Nebenwerk, meist ohne Heftigkeit mit einer glatten Oberfläche. Die glatte Oberfläche, die mich so nie interessiert hat und doch ist es mir eine Notwendigkeit geworden mich bewertungsfrei zu halten, denn poltern kann jeder, denn diesbezüglich ist jeder ein Schauspieler, zumindest wenn der Dampf ausreicht. Das Problem sind natürlich immerzu des Menschen taubenfussartige Paradoxien. Und dahintersteckend das sich in den Vordergrund spielende Nichts. Das Nichts, es sucht nach einer Form, nach seiner Form. Schaue mir zur Ablenkung alte Stadtbücher an. Fotobücher aus den 60er Jahren, über Städte wie Dessau zum Beispiel. Das Papier der Buchseiten dann wunderbar matt und die Schwärzen schwarz wie die Nacht. Wie können einen Fotografien in Mattheiten (Mattzeiten) so bewegen? Da ist er dann wieder, der verloren geglaubte Feinsinn.
Das Nichts ist dann verschwunden. Kurz.
© Bettie I. Alfred, 10.3.23