Trotz Grün

Nach zu viel Geistigkeit ist es ab und an angenehm abzuschalten und etwas zu lesen, das gar keine oder lediglich kleine Wallungen in Bezug auf die Endlichkeitsthematik erzeugt. Ich greife zum Führerscheinlehrbuch aus den 70er Jahren und schaue mir die Fotografien darin an. Sie sind winzig und wunderschön. Viele behandeln das Falschparken. Aber auch das Fahren bei Regen und Schnee und viele andere aufregende Verkehrsproblematiken. Ein Bild, ein LKW im Schneetreiben, ist unscharf und wirklich ein Kunstwerk. Die Automobile damals bunt wie Gummibärchen, sogar ein orangenes steht in zweiter Reihe und wird mit seiner offenen Fahrertür einen Unfall provozieren. Man sieht auch alte Städte, wunderbar unsanierte Backsteinhäuser, rauchende Schornsteine und gealterte Menschen mit cognacfarbenen Aktentaschen. Meist nur von hinten oder im Getümmel, keine wirklich erkennbaren Personen. Die Autos so anders als die heute, im Gegensatz zu heute scheinen ihre Gesichter zu lächeln, besonders die runden flachen Scheinwerfer wirken so freundlich gegen die riesigen Lampen heutiger Protzkisten. Die Rechtschreibprüfung schlägt nun Trotzkisten vor. Ich frage mich, ob die Bilder im Führerscheinbuch gestellt sind, oder, ob jemand quer durch Deutschland gefahren ist, durch Städte und Ortschaften und nach einer Liste alle möglichen Verkehrssituationen die er zufällig vorfand, fotografiert hat.
Fast mehr noch als die Bilder, liebe ich die Überschriften:

5.5.23, © Bettie I. Alfred


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