Hausfrau

In einem uralten Buch, das ich lese, sagt ein Mann zu einer Frau, dass sie sich nicht um die leeren Eierschalen, aus denen die flügge gewordenen Geister längst entschlüpft seien, kümmern solle. Noch schöner wäre es gewesen, wenn die Frau es dem Mann gesagt hätte. Man kann immerzu schöne Sätze irgendwo finden. Es wurde alles schon gesagt. Man sagt sowieso auch immerfort viel zu viel. Als ich mit dem Mann am Frühstückstisch sitze und ihn voll rede, weil ich nicht will, dass er redet, denn er will dann bestimmt über die Steuer was sagen, reagiert er prompt mit einem „Mit dir im Knast in einer Doppelzelle, das wär ’n Alptraum!“ Da er dabei lacht, ist alles halb so schlimm und ich bestätige den Satz. Ich muss dann an Lucy von den Peanuts denken, die Charlie Brown unentwegt einen Blockhead nennt. Ich berichte dem Mann dann von Lucy und der freut sich, weil ich mal wieder „gute Literatur“ erwähne. Wir diskutieren dann noch darüber, wieso die Aufbackbrötchen in derart dicken Plastiktüten angeboten würden. Sie täten einen Atomkrieg gut überstehen, sagt der Mann. Er sagt immer, was er denkt, egal wie drastisch es klingt.
Man muss, wenn jemand viel sagt, was einem gefällt, selber nicht so viel in sich haben. Kann sich sozusagen in den Worten des anderen sonnen. Bernhard sagt, das Einzige was an Literatur interessant sei, seien die inneren Vorgänge, die beschrieben würden. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt. Eine Szene mit dem Mann und mir im Knast, wäre doch allein schon wegen dem Ort eine interessante Sache. Ein befreundeter Schriftsteller findet, dass der Schriftstellerberuf ein komplett unnatürlicher Beruf sei. Frage mich was ein natürlicher Beruf ist: Hausfrau?


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