IN ARBEIT
März 2023: Lese einen Jens Nielsen – Hörspieltext wegen einer Anfrage vom Schweizer Radio. Spreche den Text dann probeweise in einer anderen Stadt in einem Tonstudio ein. Es macht viel Freude und klingt hervorragend. Zuvor las ein Sprecher probeweise ein Romafragment vom „Kind im Spind“ ein. Die Resonanzböden sind großartig.
Januar 2023:
Ich beginne ein neues Buch zu schreiben. Es heisst Kind im Spind oder Die Ambivalenz des Verzeihens und es wird von einem Kind handeln, dass in einem Spind sitzt und sich Gedanken ums Verzeihen macht. Es zählt vor seinem geistigen Auge all seine angebotenen Verzeihungen auf und beginnt den Sinn dieser Verzeihungen nach und nach in Frage zu stellen. Am Ende der Spindsitzung stellt es fest, dass es zwar immerzu anderen verziehen hat, doch ihm selbst nie jemand verziehen hat. Ausschließlich seine Puppe, die es immer mit sich herumschleifte, die hat ihm verziehen. Verziehen nämlich, dass es, das Kind, lieber mit ihr Soldat spielte, als das gute alte Mutter-Vater-Kind-Spiel.
Das Kind im Spind wird dann zum Mann, und windet sich durch die Zeiten. Dieser Mann trifft schließlich auf jemanden, der ihn versteht, doch wieder geht…
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Januar 2023:
Der Verleger A. Grube regte an sein Hör-Buch über Hannah Arendt

in ein Hör-Spiel mit von mir improvisierten Teilen zu verwandeln. Ich schreibe eine Einleitung und lese diese ein. Dann beginne ich mit dem Einsprechen des ursprünglichen Scripts, mache Pausen, wenn sie sich ergeben und denke laut über das zuvor Gelesene nach. Mein unakademischer Ansatz beim Denken gefällt. Ich selbst bin unsicher und gleichzeitig hoffnungsvoll, denn es macht viel Spass bei der freien Improvisation nicht „falsch“ denken zu können…
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Dezember 2022:
Das Stück (Meerkatzer oder der Kran übers Haus) ist fertig.
Sendetermin: Sonntag, 19. 2. 2023 im SWR 2
August 2022:
Ich nehme auf für das neue Stück (Auftragsproduktion des SWR):
Meerkatzer, oder der Kran übers Haus

MEERKATZER – ODER DER KRAN ÜBERS HAUS
EIN SCHRIFTSTELLERISCHES SEHNSUCHTSHÖRSPIEL
VON BETTIE I. ALFRED
„Die ganze Geschichte begann an jenem Sonntagabend, wo ich mit der neugefundenen Bratschenfreundin, die den schönen Namen Jell trug und die ich ganze 30 Jahre nicht mehr gesehen hatte, wo ich also mit ihr an einem besonderen Platz saß, er war wie Jell, ein sanfter und doch so gewaltiger Platz. Sie war auffallend hübsch und ich auffallend, nun ja, nicht hässlich, aber doch anders, eckig und ungestüm. Eine freie Bank lud ein und wir saßen friedlich und doch angespannt und atmeten stockend aber fröhlich die laue Maienluft ein. Beim Kleingespräch über Urlaub und dass man keinen machen müsse, wenn es einem nicht läge, schaute mich plötzlich mit seiner zarten Kinderschnauze ein Fuchs an. Für einen Moment in die ganz gerade kurze Runde geblickt, verschwand er wieder und kaum hatten wir uns wieder beruhigt, stand er da: Der kleine wirrhaarige alte aber jung wirkende Greis. Er zeigte ins Gezwitschere der hohen Ahornbäume und schien beim Zögern etwas in Worte fassen zu wollen. Dann kam eine ‚Nacht‘ aus seinem Mund. Und ich vervollständigte mit einem ‚igall‘. Nein, entfuhr es Jell viel zu streng, das sei keine Nachtigall, sondern eine Amsel. Und ich war ganz irritiert, denn ich bemerkte, dass dieser Mann mehr Fühlfläche hatte, als wir alle zusammen, und er zudem mit seinen Worten, zwar mit heftigen Pausen dazwischen, poetische Kunstwerke schaffen konnte und alles schien sich in jenem Augenblick in mir ganz unverhofft zu regenerieren.“
Eine Begegnung wird zum Abenteuer… Abenteuer dabei nicht im üblichen Sinne, alles zerfließt und doch nicht. Es bleibt jeder bei sich und doch nicht… ein Ende ohne Anfang. Es geht um Poesie und das Gefühl zu einem Menschen, der sie schafft. Ein Mensch am Ende. Am Ende seines Schaffens und doch vergeht er nicht. Die zwei Frauen immer da und doch sprachlos im Sprechzwang gefangen.
Bettie I. Alfred
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Februar 2022:
Dank eines Stipendiums der

schreibe ich gerade meinen Roman zu Ende.

© Bettie I. Alfred, 2022
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